Einsatzgebiete
TRPGs sind besonders gut geeignet, Spielern (Hinweis) zu helfen, die Schwierigkeiten im sozialen Bereich haben. Fähigkeiten wie "gemeinsames Planen", "Zusammenarbeit" und "Perspektivübernahme" stehen im Kern des TRPG. Aber auch "Emotionsregulation", "Nähe-Distanz-Erleben" und die generelle Fähigkeit, sich auf "Spielen" einzulassen können durch das TRPG verbessert werden[1]. Als grundsätzlich positive Aktivität kann es ein wertvoller Teil einer Verhaltensaktivierung sein, und Patienten helfen, neue Hobbies für sich zu entdecken.
Darüber hinaus treten natürlich die allgemeinen Wirkfaktoren einer Gruppentherapie nach Yalom in Erscheinung[2]. Mechanismen wie das Würfeln können helfen, eine als unveränderbar und nicht beeinflussbare Umwelt als vorhersagbar und beherrschbar zu erleben, und so die Selbstwirksamkeit verbessern. Patienten, die auf kognitive Umstrukturierungen oder Disputationen nicht gut ansprechen, können im TRPG durch direktes Erleben der neuen Verhaltensmuster positive Erfahrungen sammeln, die sie sich im "echten Leben" vielleicht noch nicht trauen würden.
Über die genannten allgemeinen Wirkfaktoren hinaus ist es notwendig, die Inhalte des TRPG auf die zu behandelnden Störungen anzupassen. Man kann also nicht von jeder Runde in gleichem Maße profitieren. Ich arbeite derzeit an Abenteuermodulen für folgende Störungen:
- Depressionen - In Arbeit
- Soziale Phobien - Geplant
- Störungen der Interaktionsfähigkeit / Persönlichkeitsstörungen - Geplant
Gegenanzeigen
Es gibt auch für TRPG Gegenanzeigen, sogenannte Kontraindikationen. Das sind Störungen, bei denen eine Intervention nicht eingesetzt werden darf. Diese sind für das TRPG bisher nur ansatzweise untersucht[3]. Grundsätzlich ist aber bei allen Störungsbildern, bei denen eine unzureichende Unterscheidung zwischen Realität und Fantasie vorliegt, Vorsicht geboten, bis die Datenlage sich verbessert. Aus dem Grund biete ich TRPG nicht für Patienten mit Borderline-Persönlichkeitsstörungen, Schizophrenie oder Traumastörungen mit starken dissoziativen Symptomen an.
Quellen
[1] - E. Kilmer, A. Davis et. al. (2023); Therapeutically Applied Role-Playing Games: The Game to Grow Method
[2] - I. Yalom (1990); The Theory and Practice of Group Psychotherapy
[3] - R. Gutierrez (2017); Therapy & Dragons: A look into the Possible Applications of Table Top Role Playing Games in Therapy with Adolescents
Ich lege großen Wert auf geschlechter-gerecht-ere Sprache. Wie wir sprechen beeinflusst wie wir denken und andersherum. Die deutsche Sprache kennt für alle Wörter ein Geschlecht, und das ist auch garnicht anzufechten. Niemand möchte Wörter wie Rüd*innen (für männliche Hunde) oder Stühl*innen schreiben oder Lesen. Aber, gerade bei Berufsbezeichnungen oder Personenbezeichnungen (der Chef, der Polizist, der Spielleiter) entstehen so schnell unnötige Stereotype. Chefinnen, Polizistinnen oder Spielleiterinnen sollten kein "Aftertought" sein, kein Zusatz zur dominierend männlichen Form, sondern selbstverständlich mitgenannt werden. Nicht nur: mitgemeint sein.
Aus diesem Grund gebe ich mir Mühe, woimmer möglich diese Schreib- und Denkweisen aufzubrechen. Allerdings sollte dies nicht die Lesbarkeit des Textes signifikant reduzieren. Leider sind sowohl "Patient", "Spieler" als auch "Spielleiter" drei sehr häufige Wörter auf einer Seite über therapeutisches Rollenspiel, alle männlich, und leider auch nicht so elegant zu umgehen. "Spielende" lässt sich geschlechtsneutral verwenden, "Leitende" notfalls auch, ist aber schon weniger elegant. Ich habe probiert, diesen Teil meiner Seite konsequent durchzu-gendern, aber der Text war leider nicht so lesbar wie ich das mir gewünscht habe, vor allem da die Inhalte garnicht so einfach zu verstehen sind, wenn man noch keine Rollenspielerfahrung hat.
Aus diesem Grund habe ich mich entschieden, im Bereich für therapeutisches Rollenspiel die männliche und weibliche Form absatzweise wechselnd zu verwenden. Als "Spieler" und "Spielerin", "Spielleiter und Spielleiterin". Dies mag anfangs ein bisschen ungewohnt sein, aber erscheint mir in diesem Fall die sinnvollste Lösung.